Eintrag #5 Mein Tagebuch, von Frederick Usiku Krüger
(Fortsetzung einer weitschweifenden Beschwerde über die Menge an Papierkram durch die er waten musste) "...es ist eine sehr gute Sache, daß mir diese Art von Arbeit liegt, weil es einen Berg davon gibt, der den Kilimandjaro wie einen Zwerg aussehen läßt. Der Augias Stall wäre ein kleines Aufwischen verglichen mit der Menge an "aufräumen", die ich für Ihre Hoheit leisten muss. Glücklicherweise -- auf eine bizarre Art -- schert sie sich überhaut nicht um den Büro Teil der Regierungsarbeit und hat mir praktisch die Blanko Vollmacht erteilt."
Die Fürstin hat eine Reputation einer blutrünstigen Tyrannin, der wohlverdient ist... aber sie kann auch sonderbar sanft sein, wenn sie in die Stimmung kommt. Heute war der dritte Jahrestag des Beginns meiner Arbeit für sie und sie kam in mein Büro um mir zu danken (!!!) für all die Arbeit, die ich leiste, um die Bücher in Ordnung zu bringen. Dann lachte sie und sagte mir, sie hätte mir ein Geschenk besorgt, aber weil sie sowieso so tief bei mir verschuldet wäre, würde sie mein eigenes Geld nehmen, um es für mich zu kaufen. Ich sagte ihr natürlich, daß "kein Dank gewünscht oder verlangt wäre" -- obwohl, es zu hören, wäre zur Abwechselung wirklich nett. Sie sagte, "Ich wünschte wir hätten mehr Hyänenmänner wie Sie Krüger. Ich hoffe, Sie haben eines Tages viele Söhne." Das war merkwürdig von ihr, wenn man bedenkt, daß sie ihren eigenen Ehemann getötet hat, nachdem ihr dritter Sohn geboren wurde. Nach dieser kryptischen Äusserung lud sie mich zum Dinner in ihre Privatgemächer ein. Du kannst Dir mein Unwohlsein vorstellen, angesichts der Aussichten, aber ich wußte, daß ich unmöglich ihre Einladung ausschlagen konnte. Ich fragte, ob ich mich mit der Ausgehuniform in Schale werfen sollte und sie winkte mit ihrer Pfote ab und sagte mir, ich könnte tragen, was ich wollte, dies wäre eine "inoffizielle" Einladung.
Da war ich beunruhigt und fragte mich, was sie wohl vorhatte. Ihre Hoheit in ihren achtzigern und ich nur Dreiundzwanzig... mich schüttelte es bei der Vorstellung... aber nein, der VERTRAG ist da sehr genau und ich glaube nicht, daß selbst die Fürstin riskieren würde, daß meine Mutter ihr Geld aus den Rackenroon Truhen ziehen würde, indem sie die sehr eindeutigen Bedingungen des Vertrags bräche. Ich habe meiner Mutter oft übelgenommen, wie sehr sie auf den Klauseln bestand, die mir intime Verhältnisse mit irgendjemandem verboten, außer mit der Erbin von Rackenroon, meiner Ehefrau... aber jetzt bin ich deswegen ziemlich erleichtert!
Ich hätte nicht so besorgt zu sein brauchen, da die Fürstin mir nur ein gutes Essen spendieren wollte. An der Tafel der Matriarchin zu speisen ist in der Tat eine große Ehre, für einen Hyänenmann -- obwohl ich, in meinem eigenen Land, der Sohn der Matriarchin des Clans Krüger bin. Hier jedoch bin ich technisch gesehen ziemlich unten auf der sozialen Leiter.
Wir speisten nicht alleine -- sie hatte einige ihrer Berater eingeladen, und die beiden Hyänen, die um die Position der Erbin wetteiferten. Die letzten paar Jahre waren nicht vorteilhaft für sie gewesen, um genau zu sein, sie hatten ihre Hässlichkeit verstärkt, sowohl was das physische als auch was die Persönlichkeit betraf. Sie hatten beide neue Narben. Die rothaarige... ich denke ihr Name ist Jinjur... ist knochig und verschlagen und strahlt eine Aura von gefährlicher Langeweile aus. Die Andere nennen sie Viskos, weil sie dumm und langsam ist. Sie hat eine einzige vorstehende Augenbraue über einem Paar kleiner schwarzer Schweinsäuglein. Ihr Kiefer war gebrochen, als sie jünger war und vom Feldscher schlecht gerichtet und als Ergebnis ragt ein Zahn aus ihrem Mund heraus und sie spricht undeutlich. Sie könnte mir leid tun, fände sie nicht so viel Gefallen an hirnloser Gewalt. Fast schrieb ich "widerlich" und es hätte gut gepasst. Sie ist eine von den brutalen Hyänen, die es vorziehen, ihr Essen an einer Leine hereingeführt zu bekommen und irre lachen, während sie es ausweiden. Ich sah es mit eigenen Augen...
Ich konnte nichts essen. Ich wußte, daß die Idee war zu zeigen, daß ich die Gunst der Fürstin hatte, aber ich war außerhalb dieses engen, kleinen Landes gewesen und ich wußte, es konnte nicht richtig sein, noch lebendige Dinge als Gourmetessen zu betrachten. Glücklicherweise, als ein Hyänenmann, und der einzig anwesende dazu, schien es nicht aufzufallen, daß ich mich zurückhielt, als sie über das unglückliche Biest herfielen und anfingen es mit Begeisterung zu verschlingen. Ich war froh, daß sie es in wenigen Minuten verschlungen hatten und fast nichts zurückliessen, und so sagte ich bescheiden, als die Fürstin mich fragte, warum ich nicht teilgenommen hatte, daß ich das Gefühl hatte, es hätte mir nicht zugestanden. Ich weiß nicht, ob ich damit einige Punkte mit meiner Antwort gemacht hatte, aber sie ließ mir von ihrer Ordonnanz etwas aus der Speisekammer bringen... was, verdächtigerweise, meine bevorzugte Sorte Fleischpastete war. Als sie mir vorgesetzt wurde, schien mir als hätte ich ein Lächeln von Ihrer Hoheit erhascht und dann wurde mir klar, daß sie die ganze Zeit gewußt hatte, ich würde keine lebendige Nahrung essen. Entweder war sie einfühlsamer, als ich von ihr gedacht hätte, oder sie hatte meine Mutter kontaktiert während sie das heutige Mahl geplant hatte. Wie auch immer, ich habe jetzt tatsächlich echten Respekt vor ihr.
Vyschuss und Jinjur jedoch, betrachteten mich mit noch mehr Geringschätzung. Sie saßen da, leckten das Blut von ihren Zähnen, während ich mit Messer und Gabel meine Pastete bearbeitete, wie es zivilisierte Leute machen und mir war deutlich bewußt, daß sie jede meiner Bewegungen studierten. Ich konnte sie beinahe denken hören "Das ist also das erbärmliche Wiesel, daß ich heiraten muß, eh?" Aber ich mache mir nichts aus dem, was sie von mir denken, weil ich sie beide verabscheue und ich habe kein Interesse daran, sie zu beeindrucken."
*
Die Fürstin kam heute morgen in mein Büro und war in gesprächiger Stimmung. Sie entschuldigte sich für mein Unbehagen auf dem Bankett -- Nun, "entschuldigen" ist vielleicht das falsche Wort, weil Hyänen sich niemals bei einem Mann entschuldigen, aber sie sagte, sie hätte gehofft, daß es mir besser gefallen hätte. Sie gab zu, daß sie ihren beiden Ururgroßnichten zeigen wollte, daß ich in ihrer Gunst stand und auf diese Weise meine Reputation in deren Clans zu verbessern. Ich entgegnete, daß ich geehrt wäre durch ihre Gunst und hoffte, ihr keine Unanehmlichkeiten bereitet zu haben. Die Hyänengesellschaft dreht sich einzig und allein um Ehre, Gesicht und Status -- und "Status" ist vererbt. Meine Familie ist nicht königlichen Blutes und hat deshalb fast keinen Status, von unserem immensen Reichtum abgesehen. Eigentlich spricht das sogar gegen uns. Diese verarmten Halunken mit Titeln schauen mit ihren blutverschmierten Schnauzen auf uns Krügers herab, weil wir von gewöhnlicher Herkunft sind. Ach ja. In einer anderen Generation, so Gott will, wird die Chefin von Clan Krüger das Blut einer Königlichen Fürstin in ihren Adern haben. Jetzt verstehe ich, warum Ihre Hoheit hoffte, ich würde viele Söhne haben. Ich wünschte nur, es müsste nicht mit...
"Ihre Hoheit erzählte mir von den Familien ihrer Nichten. Sie stammen von ihren älteren Schwestern ab, Olgalili und Olnajine -- Lily und Ginny nannte sie sie, so wie sie Song war für ihre Familie. Sie war ein unbekümmertes Mädchen, sagte sie, aber als ihre Mutter, die vormalige Fürstin, starb, haben ihre älteren Schwestern ihre Gebeine nicht ordentlich geehrt und begraben. Songween fand diese Farce erst heraus, als es zu spät war, daran etwas zu ändern, weil sie auf einem Kriegszug war und sie hat ihren Schwestern diesen Verrat an dem Gedenken ihrer Mutter nie vergeben. Ihren Groll übertrug sie auf die Kinder und Enkel... tatsächlich glaubt die Fürstin, daß sie ein so hohes Alter erreicht hat, weil sie die Clans ihrer Schwestern so sehr hasst, daß sie sich weigert zu sterben und einer von deren Nachkommen zu erlauben, den Thron zu besteigen. Deshalb wird sie keine Erbin auswählen. Sie glaubt nicht nur, daß ein Erbe in Wartestellung wie ein offener Sarg ist, sie kann den Gedanken nicht ertragen, daß eine der beiden Kandidatinnen Fürstin wird.
"Bevor sie mein Büro verließ, sagte sie mir, das wären vertrauliche Informationen -- obwohl sie sich schon ausgerechnet hatte, daß es wirklich ein offenes Geheimnis war, da sie J. und V. so selten nach Kiyanti einlud und auch fast keinen Kontakt zu ihren Familien hatte.
Sie sagte mir auch, sie hasse den Gedanken daran, einen "unschuldigen Jungen" wie mich, mit einer von ihnen zu verloben. "Sie gehören hier nicht hierher, Kruger," sagte sie. "Ich bin froh, daß Sie hier sind, aber... Sie gehören nicht hierher." Ich antwortete nicht, weil mir ein Kommentar nicht zustand, aber ich stimme ihrer Einschätzung von ganzem Herzen zu."
Copyright by Kathryn Garrison Kellogg
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